Van Gogh TV - Piazza virtuale - Hallo hallo ist da jemand?
12-29, 16:00–16:45 (Europe/Berlin), Chaosstudio Hamburg
Language: Deutsch

"Piazza virtuale" der Künstlergruppe Van Gogh TV war nicht nur das größte Kunstprojekt, das es im Fernsehen jemals gegeben hat - aus heutiger Sicht
war das Projekt auch ein Vorläufer der sozialen Medien der Gegenwart.


Das bahnbrechende Fernsehereignis, das während der 100 Tage der documenta IX im Jahr 1992 stattfand und auf 3sat gezeigt wurde, war ein TV-Experiment, bei dem die Nutzer*innen selbst Medieninhalte gestalten konnten.

Für das Projekt entwickelten Van Gogh TV nicht nur eigene höchst innovative Technik, sondern auch Gestaltungs- und Sendekonzepte für ein interaktives Fernsehen, bei dem die Konsument.innen zu Produzent.innen der Inhalte werden sollten (Brechtsche Radiotheorie). Viele dieser Ideen werden heute im Internet praktiziert. Piazza Virtuale wurde in einem Forschungsprojekt von Prof. Tilman Baumgärtl ausführlich dokumentiert: http://vangoghtv.hs- mainz.de

Die Dokumentation als Film findet sich trackingfrei auf: https://digitalcourage.video/w/9XS4K1ughuQtswWWfGvinJ
Das englischsprachige Buch zu Piazza Virtuale kann im Transcript Verlag kostenlosen herunter geladen werden: https://www.transcript-verlag.de/media/pdf/f0/52/fa/oa9783839460665gJ8nhSuL6GJty.pdf)

Ein künstlerisch - inspirierender Text über Piazza virtuale von Karel Dudesek/Van Gogh TV

Easy „Hallo hallo ist da jemand?“

Public Domain – Öffentlich - rechtlich - Open Source - Social Media - Manipulation

Geschlossene und zugleich offene psychiatrische Heilanstalt

Wenn die Gesellschaft ihre eigene Heilmethode erfindet und zugleich die Möglichkeit bietet, andere zu heilen.

Falls dazu genutzt, kann Technologie dem Menschen helfen, sonst ist die Technologie nur zu unserer Vernichtung da, noch mehr verrückt zu
werden.

Ohne Ausbeutung anderer - nur Selbstausbeutung - war Piazza Virtuale ein psychosoziales Experiment.

Irrenanstalt in der offenen Psychiatrie, das ist die einzige sinnvolle Funktion von Fernsehen, dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Piazza Virtuale wagte
sich in eine noch nie dagewesene Inhaltslosigkeit.

Die Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit kann nur der Mensch selber erfüllen oder die Natur. Also lasst die Natur in Ruhe.

Oft ist Piazza Virtuale der Vorwurf gemacht worden, nicht genug politisch relevant oder künstlerisch bedeutsam gewesen zu sein. Mit den damaligen
Highlights Bush, Jugoslawien-Krieg, etc. Und John Cage starb. Die darstellende und inhaltliche Ebene.

Der wichtigste Satz „ Hallo ist da jemand“: Piazza Virtuale ist insbesondere heute im Wahn von Demokratie, Gesellschaft und Volk ein echtes Placebo.

Hallo, der Ruf der Welt an sich selbst, ist da jemand? Evelin aus ... ein blindes Wesen am Entrypoint Kassel.

Mit Geldbündeln durch die Stadt marschieren und in die nächstgelegenen Kaufzentren oder mit der Waffe in der Hand in den nächsten Krieg ziehen.

Zu Google und Facebook ist Piazza Virtuale die einzige Alternative.

Stationen:

  • 1986 Ars Electronica Container City Austrian Picture
  • 1988 European Media art festival - media bus - artist channel
  • 1989 foundation of the Ponton European Art lab
  • 1989 Republic TV 3sat
  • 1990 Pompino rehearsals in Amsterdam
  • 1990 Ars Electronica Pompino TV 3sat
  • 1992 Documenta Piazza Virtuale 100 days interactive television 3sat
  • 1993 Piazzetta Tokyo NHK
  • 1994 Ars Electronica Service area a.i. 3sat
  • 1995 Balroom TV Berlin
  • 1995 Lokal Loop 1/2
  • 1996 Worlds within Atlanta Cultural Olympiad, 3 D virtual world
  • 1998 Kulturserver broadcast online community

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Minus Delta t (−Δ t Differenz zweier Zeiten mit negativem Wert) war eine Performance- und Musikgruppe, die 1978 in Zürich gegründet wurde und bis Mitte der 1980er Jahre mit experimenteller Aktionskunst Aufsehen erregte.

Karel Dudesek, geboren 1954 in Prag. Ab 1958 aufgewachsen in Wien. Aufgenommen auf die Chorschule der Wiener Sängerknaben, Buchbinderlehre mit Abschluss, Tanzstudium in St. Marie de la mer, Frankreich, Kunststudium an der Akademie für angewandte Kunst Wien, Akademie der bildenden Künste, Wien und Kunstakademie Düsseldorf. Mitbegünder des Instituts für unbekannte politische Angelegenheiten mit Bernhard Müller, Minus Delta t (link), Ponton (link) und Van Gogh TV (link). 1996 -1998 Direktor von VanGoghTelevision Inc., USA, 1999-2001 Gastprofessor an der Universität für angewandte Kunst in Wien, Leiter der Medienabteilung, 2001-2009 Professor an der Ravensbourne University London, Leiter des postgraduierten Studiengangs, 2007-2009 Direktor des Takeaway Festivals im Science Museum, London. 2008 Mitbegründer mit Lukas Birk des Austro Sino Arts Program, Peking, China, 2011 Mitbegründer mit Lukas Birk des Austro Indonesian Arts Program, Yogyakarta, Indonesien, Beginn eines Autorestaurations- und mobilen Atelierprojektes mit Marcus Kabele 2020. Lebt in Wien.

Mike Hentz (Mike Andrew Hentz, * 2. Juli 1954 in New Jersey) ist ein internationaler Grafiker, Fotograf, Musiker, Performancekünstler und Videokünstler. Er unterrichtete an verschiedenen Kunstschulen und befasst sich hauptsächlich mit medialer Kunst.
Mike Hentz, der fließend englisch, deutsch, italienisch und französisch spricht, wuchs als Sohn eines Ingenieurs und einer Dolmetscherin in den USA, Italien, der Schweiz und in Österreich auf. Er ist Schweizer und US-amerikanischer Staatsbürger. Hentz erhielt klassischen Unterricht an der Violine, besuchte in Lausanne eine Hotelfachschule, wurde am Musiktheater in Paris ausgebildet und reiste durch Europa. In den späten 70er Jahren zog Hentz nach Nordrhein-Westfalen, betätigte sich als Situations- und Aktionskünstler und schloss sich in Düsseldorf zuerst der Musiktheater-Performancegruppe padlt noidlt (mit Michael Jansen, Frank Köllges, Andreas Brüning, später Xaõ Seffcheque) an. Danach gründete er die Performancegruppe Minus Delta t
mit.

Zwischendurch lebte Hentz in Zürich und war maßgeblich an der Organisation des 3.„Padlt Noidlt“-Festivals in Graz beteiligt. In den 80er Jahren hatte er mehrere Gastprofessuren an der Hochschule für bildende Künste Hamburg, war Schauspieler am Frankfurter Opernhaus und nahm mit „Minus Delta t“ das Album Death Opera auf.

1980 war er Mitbegründer von „Frigo“ und „Radio Bellevue“, 1989 von „European Media Art Lab“. 1988 realisierte Hentz eine Ausgabe des Videokunst-Magazins Infermental. Er verwirklichte in den 1990er Jahren mit Van Gogh TV das Projekt „Piazza Virtuale“ und mit „Universcity TV“ zahlreiche interaktive Fernsehveranstaltungen via Kabel oder Satellit. Hentz erweiterte zudem seinen Wirkungskreis in die osteuropäischen Länder, wo er am Institut für Kunst und Technologie in Moskau und an der Universität in Riga unterrichtete und sich in Warschau, in Zusammenarbeit mit dem polnischen Fernsehen, mit der Gestaltung und der Verbreitung von medialer Kunst befasste.

Von 2003 bis 2008 lehrte Hentz an der Kunstakademie Stuttgart, Intermediales Gestalten.

(Text bei Wikipedia geklaut)

Benjamin Heidersberger (* 1957 in Braunschweig) ist ein deutscher Medienkünstler, Publizist, Unternehmer und Kulturmanager. Er lebt und arbeitet in Berlin und Wolfsburg.
Heidersberger studierte ab 1978 Physik, Biologie und Informatik in Braunschweig (ohne Abschluss). Von 1978 bis 1984 war er Teil der Interdisziplinären Künstlergruppe Head Resonance Company in Wolfsburg „zur Erforschung der Gesetze, wie Ideen Wirklichkeit werden“, zusammen mit Peter Elsner, im Bereich Architektur, Musik, Performance und Installation. 1984 ging er nach Hamburg, arbeitete erst bei einem PC-Händler, publizierte ab 1988 als Redakteur der Computer-Zeitschrift MACup zu Hard- und Software, später auch Kunst, Technologie und Gesellschaft. Er begleitete dabei auch die Entwicklung eines Macintosh-Kompatiblen PCs aus Taiwan.

1989 wurde er Mitgründer der Ponton-Lab GmbH, die als Künstlergruppe auf der documenta 8 und Documenta IX, in Japan 1993 sowie der Ars Electronica 86, 89, 90 und 94 als Van Gogh TV interaktive Medien- und TV-Projekte realisierte. Dazu gehörte 1992 das internationale Projekt Piazza Virtuale, bei welchem während der 100 Documenta-Tage jeweils 90 Minuten Live-TV aus zwölf über Europa inklusive des vormaligen Ostblock verteilten Studios kombiniert und gesendet wurde. In diesem Jahr konzipierte er zudem die Ausstellung „Kreative Software – Menschen und Meilensteine“ für die Ars Electronica, worin historisch herausragende Software mit original-Hardware gezeigt wurde.

1993 bis 1994 lehrte Heidersberger an der Merz-Akademie in Stuttgart über Gestaltung elektronischer Medien. Das Ponton-Lab wurde in Hannover als Multimedia-Fullservice-Agentur mit 20 Mitarbeitern fortgeführt, wo u. a. die Web-Angebote niedersachsen.de für die Landesregierung und deutschland.de für das Bundespresseamt und später das Auswärtige Amt entstanden. 1998 startete er die spartenübergreifende Online-Community Kulturserver, welche online-Dienste ähnlich heutiger sozialer Medien für 20.000 Künstler.innen realisierte. Das Projekt wurde 1999 von der kubanischen Regierung zu einer Präsentation im Rahmen der internationalen Konferenz „Cultura y Desarrollo“ in Havanna eingeladen.

2002 gründete er im Schloss Wolfsburg das Institut Heidersberger gGmbH zur Archivierung und Publikation des Lebenswerkes seines Vaters, des Fotografen Heinrich Heidersberger, mit Unterstützung der Stadt Wolfsburg. Das Institut Heidersberger arbeitet mit zeitgenössischen Künstlern zusammen, die das Werk kontextualisieren. Im gleichen Jahr war er zudem Kurator der 4. Werkleitz Biennale real[work] für den Bereich Netzkunst.

Ab 2011 hielt Heidersberger Vorträge an der Humboldt-Universität zu Berlin, Fachbereich Medienwissenschaft und Musikwissenschaft. 2012 trug er die künstlerische Leitung und Produktion des Konzerts des Japaners Shinji Kanki zum Alvar Aalto Festival in Wolfsburg. Weiterhin realisierte er die algorithmische Klavierkomposition Pentatonic Permutations, mit einer Reihe von Konzerten und Klanginstallationen, u. a. auf der Ars Electronica 2016.

Salvatore Vanasco (Unternehmer, Künstler, Hochschullehrer, lebt in Berlin/D).

Salvatore Vanasco ist seit den frühen 80er Jahren an der vordersten Front von Computer- und Software Innovationen aktiv. Nach dem Studium der Literatur an der „La Sapienza“ in Rom, studierte er Visuelle Kommunikation an der Hochschule für bildende Kunst in Hamburg und schloss dieses mit dem Diplom ab. Er ist Mitgründer des Ponton European Media Art Labs im Jahre 1989, und wirkte bis 1998 dort fort. In dieser Zeit befasste sich er mit der Kontextualisierung von Kommunikation und Interaktion im Digitalen. Er realisierte mit Van Gogh TV einige künstlerische Arbeiten, die beispielsweise auf der documenta 9 und mehrfach auch auf der Ars Electronica in Linz präsentiert und/oder aufgeführt wurden. Von 2000-2005 war Salvatore Vanasco als berufener Professor für interaktive Medien, an der Merzakademie Stuttgart, in Forschung und Lehre tätig. Seit 2006 in Berlin ansässig, entwickelt er mit seinem eigenen Unternehmen, der xailabs GmbH, im Selbstauftrag und im Kundenauftrag an Themen der Medien-Technologie, KI, und Extended Realities.