Sprache: Deutsch
- 05.07.2025 –, Brave Ben (BBB)
- 05.07.2025 –, Saal
Alle Zeiten in Europe/Berlin
Utopie = Repräsentanz aller (marginalisierter) Gruppen Stimmen der Gesellschaft + neue Erzählansätze in Narrativen
Die ganze (Literatur-)Welt ruft gerade nach Utopien und diskutiert, wie sie aussehen könnten. Was mich dabei nervt, ist der Ansatz, dass Utopie = groß, abstrakt & allumfassend gedacht wird, und sie nie eine Antwort auf die Frage hat: „Wie sollen wir denn von unserem JETZT aus die ersten Schritte dorthin machen?“ Es mag schön und gut sein, dass die großen (mostly) patriarchalen Utopien uns gesellschaftlich dorthin gebracht haben (wo es Teilen unserer Gesellschaft im Westen wirklich sehr gut geht), aber dennoch brauchen wir einen Change of Perspective.
Mein Ansatz ist: Narrative und Geschichten. Denn das ist, was uns Menschen im Kern ausmacht, was uns berührt, was unser Denken und Fühlen beeinflusst und damit auch unser Handeln. Das heißt, die Figuren unserer Geschichten (Bücher, Filme, Serien) machen uns unsere unterschiedlichen Bedürfnisse und Grenzen in dieser Gesellschaft bewusst. Und mit diesem Bewusstsein, können wir schon heute kleine Veränderungen erdenken und umsetzen, die im Alltag zu diesem großen abstrakten Tanker Utopie, manifest und beständig betragen.
Science-Fiction ist eine der wenigen Möglichkeiten, sich Zukünfte völlig frei vorzustellen können, um sich von diesen Gedanken für das Jetzt inspirieren zu lassen. Ich habe mich mit deutschsprachigen Science-Fiction Kurzgeschichten aus dem Jahr 2023 beschäftigt. Dabei habe ich alle Figuren daraufhin untersucht, inwieweit sie marginalisierte Gruppen repräsentieren und dies zu anderen Geschichten als das bekannte (gähn) patriarchale Erzählmuster führt. Ich möchte die Ergebnisse vorstellen und meine Gedanken dazu, was diese Repräsentation über unser Verständnis von Gesellschaft aussagt, mit euch teilen.
Neben der Frage, über wen wir lesen und sprechen, wenn wir uns über (popkulturelle)Narrative austauschen, möchte ich auch einen Blick darauf werfen, wie diese Narrative erzählt werden (neue Ansätze des Erzählens). Denn auch die Art des Erzählens schließt meist viele Menschen von unserer Vorstellung, was und wie eine Utopie auszusehen hat, aus und sollte daher im Diskurs kritisch betrachtet werden. Um wirklich neue Ebenen des utopischen Denkens „freizuschalten“, müssen wir das Level: „Ein-männlicher-Cis-Held-rettet-die-ganze (weiße) Welt (= Amerika)“ verabschieden. Die Gegenwart zeigt uns gerade eindrücklich, dass wir neue Antworten auf (alte + verschleppte + neue) Probleme dringlicher denn je brauchen. Indem wir das alte Denken kritisch reflektieren und beginnen, neue Narrative und Geschichten uns und anderen zu erzählen, kann jede Person dazu täglich beitragen.
In place
Q&A – Ja wird aufgezeichnet – Ja wird gestreamt – Ja hybrid verfügbar – JaJamie-Lee Campbell promovierte im Bereich Organisationspsychologie zum Thema Korruption in Organisationen. In ihrer Freizeit beschäftigt sie sich u.A. mit Science Fiction, ist Teil der Jury zur Fantastik Bestenliste (die monatliche Tipps für gute fantastische deutschsprachige Literatur herausgeben) und schreibt Essays über verschiedene Themen. Ihre aktuellen hot-shit Buchtipps für Cyberpunk sind: ("Womb City" by Tlotlo Tsamaase in Englisch) und Reda El Arbi "[Empfindungsfähig]" und die Fortsetzung aus 2025 "Asimovs Kindergarten").